Eine gute Compliance des Patienten stellt für die Prophylaxe eine essenzielle Voraussetzung dar, und es ist gar nicht so leicht, sie bei Bedarf nachhaltig zu steigern. Das Zahnputzverhalten eines Patienten lässt sich jedoch mit Hilfe einer geeigneten Smartphone-App signifikant verbessern. Und die Chancen zur Verhinderung von Karies und Parodontitis steigen auch aus anderen Gründen.
Zwischen 1997 und 2015 (DMS IV1/DMS V2) haben sich die schweren Parodontalerkrankungen bei jüngeren Erwachsenen halbiert und die kariesfreien Gebisse bei Zwölfjährigen verdoppelt (auf 81 %). Diese nachweislichen Verbesserungen spornen die zahnärztlichen Prophylaxeteams zu noch größeren Erfolgen an.
Digitale Technologien – neue Möglichkeiten in der Mundpflege
Häufiger wird man in Zukunft digitale Unterstützung für die Prophylaxe im häuslichen Badezimmer nutzen. Dadurch sind neue Erfolge machbar. In einer Studie der Universität Greifswald haben es Kinder vorgeführt3. Für sie wurden Zahnbürsten mit Bewegungsmeldern ausgerüstet und damit ihre Putzbewegungen aufgezeichnet. Aus einem Abgleich mit den „Ideal-Bewegungen“ wurde dann ein Feedback für die einzelnen Patienten abgeleitet und ihnen als Feedback via Smartphone geschickt. Über mehrere Wochen beobachtete man dabei signifikante Lerneffekte.
So könnten auch die Monitoring-, Feedback- und Lernfunktionen so mancher aktuellen Zahnbürste eine Verbesserung des Putzverhaltens bewirken.
Darüber hinaus kann der Zahnarzt beim Kontrolltermin die betreffenden Daten auslesen, selbst weitergehende Schlussfolgerungen ziehen und dem Patienten wertvolle Tipps mit auf den Weg geben. Allein die anschaulichen Erläuterungen mit Unterstützung durch Bilder oder Videos kann eine bessere Compliance (mit)bewirken. Die Ratschläge können dabei recht konkret werden und zum Beispiel in diese Richtung gehen: „In der Region der hinteren Backenzähne im Oberkiefer rechts besteht bei Ihnen ein erhöhtes Kariesrisiko; das zeigen auch die Putz-Statistiken. Putzen Sie dort in Zukunft genauso gut wie im Rest Ihres Gebisses.“
Telemedizin: So hängen Erkrankungen miteinander zusammen
Von der Karies zur Parodontitis: Hierfür steht ein umfangreiches Spektrum von klassischen, mikrobiologischen und genetischen Untersuchungen zur Verfügung, stets mit dem Ziel einer Eruierung des Erkrankungsrisikos. Eine erweiterte Diagnose wird in Zukunft durch die Telemedizin möglich. Dabei geht es vor allem um Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Parodontitis, Diabetes, koronarer Herzkrankheit und anderen allgemeinmedizinisch diagnostizierbaren Störungen.
Das Prinzip ist ähnlich, wie oben schon einmal beschrieben. Das Herzstück bildet eine Smartphone-App. Sie meldet dem Patienten über einen längeren Zeitraum eine aktuelle Einschätzung seiner Befindlichkeit und seiner Mundgesundheit. Entsprechende Daten werden aufgezeichnet und können schließlich ausgewertet werden. Perspektivisch soll dies dereinst Therapieentscheidungen erleichtern und in die richtige Richtung lenken.
Klassisches Recall bleibt das A und O
Indes stellt das Scaling and Root Planing nach wie vor den Goldstandard in der Parodontalprophylaxe und –therapie dar. Auch hier sorgt digitale Technik in Form von Patientenverwaltungsprogrammen dafür, dass keiner „vergessen“ und die Termine eingehalten werden. Dabei kommen klassische Handinstrumente, piezokeramisch oder magnetorestriktiv arbeitende Ultraschallgeräte, Pulverstrahlgeräte (ggf. unter Verwendung von Glycin- oder Erythritol-Pulvern) zum Einsatz.
Laser-Verfahren dringen selbst in anatomisch schwer zugängliche Regionen vor und wirken dort mit bakteriziden, detoxischen und hämostatischen Effekten (photodynamische Therapie). Das Prinzip4: Ein Photosensibilisator bindet sich an die Zielzelle (= pathogener Mikroorganismus) und wird mit Licht einer passenden Wellenlänge aktiviert. Dadurch entstehen Singulett-Sauerstoff und weitere hochreaktive Sauerstoffspezies, die toxisch unter anderem auf Bakterien, wahrscheinlich vornehmlich auf die zytoplasmatische Membran, wirken.
Adjuvante Maßnahmen können eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Hierzu zählt etwa die Gabe chemischer Wirkstoffe wie Chlorhexidin für die Anwendung in der Praxis oder zu Hause, entsprechend in unterschiedlichen Konzentrationen und Darreichungsformen (z.B. Mundspülung, Spray, Gelatine-Chip). Des Weiteren gehören im Falle von Entzündungserscheinungen Antibiotika dazu (z.B. Doxycyclin).
Häusliche Mundpflege auf dem Stand der Technik
Zu den antimikrobiellen Therapien, die Patienten selbst zu Hause durchführen können, zählt auch die folgende: Aus der Verbindung von Ozon mit Oliven- und Rizinusöl entsteht aktiver Sauerstoff. Sowohl das Öl als auch der Sauerstoff schützen und pflegen das Zahnfleisch und wirken wachstumshemmend auf anaerobe Bakterien.
Ebenso bietet sich im Spektrum der Zahnpasten eine große Auswahl. Zum Beispiel finden sich hier neuartige Kombinationen von Zinnchlorid und Zinnfluorid mit antibakterieller Wirkung.